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Der "Staatsfeind Nr.1"an unserer IGS |
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„DER STAATSFEIND NR.1“ zu Besuch an der IGS Enkenbach-Alsenborn Der 9. November hat wie kein anderes Datum einen besonderen Stellenwert in der deutschen Geschichte. Dieser Schicksalstag der Deutschen war Anlass Herrn Dr. Wolfgang Welsch, einen deutschen Publizisten, Politologen und ehemaligen Fluchthelfer, an der IGS Enkenbach-Alsenborn zu begrüßen. In seiner Begrüßungsrede betonte der einladende Sozialkundelehrer Herr Palt die Ambivalenz dieses deutschen Gedenktages. So sind die Jahre 1918, 1923, 1938 und 1989 mit Ereignissen verknüpft, die zugleich für unendliches Leid, aber auch für überschwängliche Freude stehen. Danach bekam Herr Welsch das Wort erteilt, um in der Aula der IGS vor Schülern der 10. Klassen sowie vor Oberstufenschülern der Leistungskurse Sozialkunde und Geschichte einen höchst interessanten Vortrag zu halten. Herr Welsch schilderte, eingebettet in seine Biografie, deutsche Zeitgeschichte der letzten 50 Jahre. Ausgehend von seinem 1964 gescheiterten Fluchtversuch aus der DDR folgten mehrjährige Haftstrafen in verschiedenen Gefängnissen, wo der Gast die schlimmsten Dinge erlebt hat. Als politischer Häftling musste Wolfgang Welsch Folterung, Isolationshaft, eine Scheinhinrichtung oder den Aufenthalt in einer „Eiszelle“ überstehen. Um die Geschehnisse zu verarbeiten, aber auch für die Nachwelt zu dokumentieren, fertigte Welsch zahlreiche Kassiber an. Anschaulich durch viele Fotos und durch eine lebendige Darstellung war das Publikum geschockt und es erfolgte erstmal eine Diskussion, in der einige Fragen gestellt wurden. Im Jahre 1971 wurde Welsch von der Bundesrepublik frei gekauft, studierte Politikwissenschaft und promovierte 1977 in England mit einer Dissertation über das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi). Nun könnte man meinen, „soweit so gut“, aber jetzt kommen Beschreibungen, die einer „Räuberpistole“ ähneln. Aber leider ist alles traurige Realität der DDR-Diktatur. Herr Welsch baute im Westen eine Fluchthelferorganisation auf, mit der insgesamt 220 Menschen aus der DDR ausgeschleust wurden. Da dies vorwiegend Angehörige der Intelligenz (bes. Ärzte) waren, blieb das Verschwinden natürlich der Stasi nicht unbemerkt. Es erfolgten insgesamt drei Mordversuche der Stasi, die mit Hilfe eines inoffiziellen Mitarbeiters aus dem Freundeskreis organisiert wurden. So sollte Wolfgang Welsch von einem Scharfschützen, mit einer Autobombe und mit vergifteten Bouletten umgebracht werden. Zum Glück misslang dies! Mögen auch manche Urteile von Herrn Welsch recht streitbar sein, so sind sie doch aus seiner Biografie erklärbar: der Revolutions-Begriff für die Vorgänge des Jahres 1989 sei unpassend, die Bürgerrechtler seien gar keine oder die „Neue Ostpolitik“ von Willy Brandt sei völlig falsch gewesen, sollen hier nur als Beispiele genannt sein. Da wird es demnächst im Unterricht einiges zu klären geben, denn in den Lehrbüchern steht anderes. Aber die Aufforderung Wolfgang Welschs im Namen von Immanuel Kant „Denken Sie selbst!“ soll hier als Leitfaden dienen. So erhielten Schüler wie Lehrer an diesem Gedenktag eine dreistündige Geschichtsstunde fürs Leben, indem wir uns auf eine Zeitreise in die Finsternis der DDR-Diktatur begaben. Trotz aller Defizite der Gegenwart bleibt eines festzuhalten: „Alles ist besser als Diktatur! Kämpfen wir also auch im Alltag für Demokratie! Guido Palt
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